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Robert van der Hilst

Robert van der Hilst, geb. 1940 in Amsterdam, Ausbildung an der Fotofachschule Den Haag, lebt in Paris und Shanghai. Neben seiner fotojournalistischen Tätigkeit (u.a. für Vogue, Stern, Geo, Marie Claire, Elle, Paris Match, Sunday Times Magazine und Merian) verfolgt er seit den 70er Jahren kontinuierlich sein Thema der Interieurs. Erste Arbeiten entstanden in Mexico, später auf Cuba, seit 2004 in China und Japan. Fasziniert von der Malerei Vermeers geht es ihm um das Einfangen des einzigartigen Lichts dieser Bilder mit fotografischen Mitteln. Seine Fotografien werden seit 1979 regelmäßig international ausgestellt, im April 2010 wird das Shanghai Art Museum seinen “Cinese Interiors” eine Ausstellung widmen. Seit April 2009 ist er für sechs Monate “artist in residence” in Hangzhou. Seine Arbeiten finden sich in vielen Sammlungen weltweit. Nach den erstmals in Deutschland ausgestellten “Cuban Interiors” 2007 stellt die Galerie Jordanow nun eine Auswahl der “Chinese Interiors” vor.

Hans-Michael Koetzle:
“Innenräume, Wohnzimmer, Interieurs: Man könnte sie als das nach außen gestülpte Innenleben ihrer Bewohner definieren. Die Möbel, die Bilder an den Wänden, der Nippes rundherum oder auch die Kargheit eines Ortes: Erzählt das nicht in der Summe eine Menge über den oder die, welche ein Haus bevölkern. Indem van der Hilst die Personen miteinbezieht, schafft er so etwas wie einen Dialog zwischen Raum und Nutzer, ein Doppelporträt vielleicht, eine visuelle Tautologie voller Details, die mit den Augen zu erkunden den Reiz seiner Bildfindungen ausmacht. Dabei nutzt er natürliches Licht, Streiflicht, das an Vermeer erinnert. Ein Verweis, den van der Hilst ohne weiteres akzeptiert. Auch das Erdige vieler seiner Bilder verweist klar auf eine Tradition.

Dass er inszeniert, streitet er nicht ab. Wobei sich das Inszenieren auf die Positionierung der Personen im Raum beschränkt. Gegenstände hingegen wurden nicht addiert oder entfernt. Das Interieur als gewachsene Kulisse für ein ausgreifendes Sittenbild, eine Archäologie des Alltags. Bilder sind dies voller Ruhe und Konzentration. Konzentration auf einen deutlichen Weltausschnitt. Konzentration aber auch, was die Binnengrammatik der Bilder betrifft. „Stillleben“ könnte man sagen, was im Gegensatz zur französischen „Nature morte“ Menschen im Bildraum zu gestatten scheint. Fotografierend überwindet van der Hilst die Grenze von Außen nach Innen, von Öffentlich zu Privat. Sein Privileg nutzt er nicht, um zu enthüllen, sondern um sichtbar zu machen. Er lässt den Menschen ihren Stolz und ihre Würde, auch wenn sie noch so bescheiden leben. Er macht Stil kenntlich, auch wenn der noch so ärmlich ist.

Van der Hilsts Bilderkosmos ist ein Epos, das man lesen muss, eine Erzählung, die sich erst dank intensiver Lektüre voll erschließt.”

Vita
1940geboren in Amsterdam
1957 - 59Fotofachschule Den Haag
1961 - 63Arbeitsreisen durch Europa, Nordafrika und den Mittleren Osten
1963 - 65Lebt und arbeitet als Fotograf in Paris
1966 - 79Umzug nach Toronto/Canada, arbeitet dort als Fotograf
1970 - 7118-monatige Fotoreise nach Rio de Janeiro / fotografiert Lateinamerika
1972 - 78fotografiert in Mexico und Guatemala
1979Rückkehr nach Paris, Arbeit für Vogue, Stern, Geo, Marie Claire, Elle, Paris Match, Sunday Times Magazine u.a.
1986Arbeitsstipendium des Niederländischen
Kultusministeriums für Cuba
1987 - 88Lebt und fotografiert in Cuba
1990Aufenthalt in Cuba für Merian
1990Aufenthalt in Shanghai für Vogue
1998Aufenthalt in Cuba für Stern und Figaro Magazine
2001Entstehung von “Cuban Interiors” in Baracoa, Cuba
2002Entstehung von “Cuban Interiors” in Miami
2004Start der Serie “Chinese Interiors”
Einzelausstellungen (Auswahl)
2000Fukuoka/Japan “Japan seen through European eyes” “Fukuoka Serie”, FNAC, Paris “Fukuoka Serie”
2002l’Institut Néerlandais, Paris zum Monat der Fotografie “Cuban Interiors”
2008Shanghai Art Museum, "Chinese interiors”

Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)
Huis Marseille, Amsterdam, gemeinsam mit Wim Wenders, Cubanische Bilder

Bücher (Auswahl)
“Cuban Interiors”, Text Zoé Valdés

Arbeiten / Werkgruppen (Auswahl)
Cuban Interiors
Chinese Interiors


Chinese Interiors, 2004, Auswahl

Chinese Interiors, 2004, Auswahl

Chinese Interiors, 2004, Auswahl

Cuban Interiors, 2001, Auswahl

Cuban Interiors, 2001, Auswahl

Cuban Interiors, 2001, Auswahl